„Ich bin im Saarland geboren, bin seit 20 Jahren verheiratet und habe zwei große Kinder. Bevor ich hier gelandet bin, war ich Verkäuferin.
Jetzt telefoniere ich, habe also mein Hobby zum Beruf gemacht. Nebenbei passe ich auf,daß die Anwälte Ihre Termine einhalten und auch pünktlich mit all ihren Unterlagen zum Gerichtstermin gehen.“
Soweit die Selbstdarstellung von Fr. Greinert, unserer Teamassistentin.
Das ist natürlich nur ein ganz kleiner Teil der Wahrheit. Sie hat wahrscheinlich den abwechslungsreichsten Job in der Kanzlei. Akten müssen angelegt werden, die Daten der Mandanten und anderen Beteiligten im Computer erfaßt und geändert werden. Akten raussuchen, Akten weghängen, wieder raussuchen…
… und dann der Ritt auf der Rasierklinge: Der Anrufer will mit dem Anwalt – „seinem Anwalt“ – sprechen. Die klassische Frage: „Worum geht es denn bitte?“ „Es geht um meine Sache!“ „Verraten Sie mir bitte, welche Sache das ist, damit ich Herrn Rechtsanwalt XY die Akte gleich vorlegen kann?“ „Ich habe nur eine Sache und er braucht die Akte für die Beantwortung der Frage nicht!!“ „Vielleicht kann Ihnen jemand anders aus unserer Kanzlei die Frage auch beantworten?“ „Stellen Sie mich endlich zu XY durch!!!“ „Einen Moment bitte, ich versuche Sie zu verbinden.“
„Herr XY da ist Herr Z am Apparat, er möchte unbedingt mit Ihnen sprechen und mir nicht sagen worum es geht.“ „Frau Greinert, wir brauchen keinen menschlichen Anrufbeantworter, es muß doch möglich sein, den Mandanten zu fragen, weswegen er anruft!“ „Er ruft an, weil er Sie sprechen will.“ „Stellen Sie durch!!!“
„Guten Tag, Herr Z, womit kann ich Ihnen helfen?“ „Es ist ganz schön schwierig, an Ihrem Vorzimmerdrachen vorbeizukommen! Aber egal, ich wollte nur ‚mal wissen, ob in meiner Sache schon was passiert ist?“ „Herr Z, haben Sie denn Post von uns bekommen? Sie erhalten von allen wichtigen ein- und ausgehenden Schriftstücken eine Abschrift.“ „Das ist es ja, ich habe noch keine Kopie Ihres Briefes an den Verbrecher bekommen.“ „Bleiben Sie bitte eine Moment dran, ich werde das für Sie klären!“
„Fr. Greinert! In der Sache Z gegen V (wie Verbrecher) 986/04 ist da mein Diktat schon raus?“ „Einen Moment bitte, ich zieh’ mir schnell die Akte – (Sekunden später, die dem Anwalt wie Stunden vorkommen): Der Brief ist gestern raus, die Abschrift an den Mandanten auch, soll ich ihm noch mal eine Kopie per Fax schicken?“ „Bleiben Sie bitte dran, ich frag’ ihn!“
„Herr Z, der Brief ist gestern raus, sollen wir Ihnen eine Kopie per Fax schicken?“ „Nö, der wird dann ja wohl spätestens morgen in der Post sein. Aber ich habe Ihnen doch den Vorschuß geschickt, ich bin mir nicht sicher, ob da nicht ein Zahlendreher drin war.“ „Na dann verbinde ich Sie gerne mit der Buchhaltung…“
Diese Anrufe sind ihr tägliches Geschäft.
Bei der Gelegenheit
Wir sind ein Team! Eine Mannschaft! Die einzelnen Positionen sind nur bedingt austauschbar. Fr. Greinert oder derjenige, der den Anruf beantwortet, weiß meist am besten, wer Ihnen die gewünschte Auskunft erteilen kann. Sollte dies tatsächlich der Anwalt sein, schickt sie ihm eine Nachricht auf den Bildschirm, in der die relevanten Informationen enthalten sind, so daß der Anwalt – gegebenenfalls nachdem er „sich schlau gemacht“ hat – zurückruft.
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