Melden Sie sich im Anwaltszimmer
Anwaltsetiquette in loser Folge für junge Kollegen. Ab und zu auch einmal ein berufsrechtlicher Hinweis. Auf Widerspruch und Hinweise für weitere Beiträge freuen wir uns.
Anwaltszimmer
12.500 Berliner Anwälte finanzieren mit ihren Beiträgen die Berliner Anwaltszimmer. Der Jahresabschluß 2009 weist knapp 350.000 € Kosten für die Anwaltszimmer aus. Mit anderen Worten: Die Berliner Anwaltschaft erbringt einen erheblichen Aufwand zum Unterhalt der Berliner Anwaltszimmer.
Die Konvention verlangt in Zivilsachen, daß sich der Kollege vor dem Termin im Anwaltszimmer einfindet und dort der Sekretärin mitteilt, welchen Termin er wahrnimmt. Diese teilt ihm vielleicht mit, daß der gegnerische Kollege noch einen Termin in Saal 2710 hat und sich daher vielleicht etwas verspätet, jedoch auf jeden Fall vor dem neuen Termin ins Anwaltszimmer zurückkehrt. Vielleicht erfährt er, daß der Termin in einem anderen Saal stattfindet oder der Kollege sich vertreten läßt oder der sich der Termin um ca. eine 3/4 Stunde verzögert.
Üblicherweise wartet man dort (bei einem Kaffee) bis kurz vor Beginn des Termins ab und hat Gelegenheit, sich in der Sache schon mit dem gegnerischen Kollegen zu besprechen. Wer lieber mit seinem Mandanten vor der Tür auf den dortigen Holzbänken wartet, mag dies tun, aber wenigstens im Anwaltszimmer Bescheid geben, daß er dort wartet.
Sonst passiert, was leider immer häufiger passiert: Der erfahrene Kollege wartet im Anwaltszimmer auf den sich offensichtlich verspätenden Kollegen (der wohl kein Mobiltelephon zur Hand hat, mit dem er im Anwaltszimmer anruft und mitteilt, daß er sich verspäten wird), liest eine der dort bereitliegenden Zeitungen, trinkt den dritten Kaffee und ärgert sich über den unpünktlichen Kollegen, der mittlerweile vor dem Saal auf ihn wartet und seinerseits von einer Verspätung des Kollegen ausgeht.
Abgesehen davon, daß man im Anwaltszimmer häufig einen angenehmen Gesprächspartner findet, sich über Richter und Richterinnen und andere lobend (oder auch nicht) auslassen kann, sind die dort kursierenden Informationen häufig von Interesse. Die Berliner Anwälte finden dort einen Kartellanwalt, die auswärtigen Kollegen einen zur Terminsvertretung bereiten Berliner Kollegen, falls sie nicht uns beauftragen möchten.
Nutzen Sie das Anwaltzimmer, melden Sie sich in den Anwaltszimmern der Berliner Gerichte. Hier die Liste der Berliner Rechtsanwaltszimmer mit den Rufnummern. Für potentielle Mandanten der Hinweis, daß dort kein Anwalt vermittelt werden darf und auschließlich Rechtsanwälte Zugang zu den Räumen haben.
Die Kontaktdaten der Berliner Awnaltszimmer:
Anwaltszimmer | Telefon | Fax | Intern | Anwesenheit |
---|---|---|---|---|
Arbeits-/Landesarbeitsgericht
10785, Mageburger Platz 1 Frau Stiewe |
261 96 26 90171 820 |
261 97 26 | 9171 820 | 8.00-14.00 |
Kammergericht
10781, Elßholzstraßw 32 |
9015 2279 | keine Besetzung | ||
Amtsgericht Köpenick
12555, Mandrellaplatz 6 Frau Martina Zellmer |
90247 301 | 90247 302 | 8.30-11.30 | |
Kriminalgericht Moabit
10559, Turmstraße 9 Frau Schlüter |
394 39 77 9014 2396 |
394 47 78 | 9142396 | 8.00-16.00
(13.00-13.30 Pause) |
Amtsgericht Tiergarten/Kirchstraße
10557, Kirchstraße 6 Frau Ihlefeldt |
399 67 38 9014 6105 |
399 59 63 | 914 6105 | 08.00-15.30
(13.00-13.30 Pause) |
Landgericht Berlin
10589, Tegler Weg 17-21 Frau Ostendorf |
344 44 93 90188 262 |
344 20 63 | 9188262 | 8.00-14.00 |
Landgericht Berlin/Amtsgericht Mitte/Verkehrsgericht
10174, Littenstraße 12-17 Herr Herrnsdorf |
242 42 64 90232251 |
242 51 48 | 923 2251 | 8.00-14.00 |
Amtsgericht Tempelhof/Kreuzberg/ Familiengericht
10589, Möckernstraße 128-130 10963, Hallesches Ufer 62 Herr Broda |
251 17 18 90175204 |
2516361 | 9175 204 | 8.00-14.00 |
Familiengericht Pankow/Weißensee
13189, Kissingenstraße 5-6 Frau Drescher-Enke |
471 54 53 90245 308 |
473 021 01 | 9245 308 | 8.30-12.30 |
Amtsgericht Charlottenburg
14046, Amtsgerichtsplatz 1 Frau Steffes |
324 11 24 90177 254 |
324 24 70 | 9177 254 | 8.00-13.00 |
Amtsgericht Lichtenberg
10365, Roedeliusplatz 1 Frau Wagner |
557 83 72 90253 209 |
558 94 29 | 90253300 | 8.30-11.30 |
Amtsgericht Neukölln
12038, Karl-Marx-Straße 77-79 Frau Schech |
624 26 20 90191 226 |
624 51 87 | 9191 226 | 8.15-12.15 |
Amtsgericht Pankow/Weißensee
10286, Parkstraße 71 Frau Schmelter |
927 84 12 90245 463 |
925 26 28 | 9245 463 | 8.45-11.45 |
Amtsgericht Schöneberg/Familiengericht
10832, Grunewaldstraße 66-67 Herr Wendt |
781 29 20 90159 220 |
781 29 80 | 9159 220 | 8.30-12.30 |
Amtsgericht Spandau
13597, Altstädter Ring 7 Frau Ley |
333 72 86 90157 368 |
333 81 92 | 9157 368 | 8.30-11.30 |
Amtsgericht Wedding
13357, Brunnenplatz 1 Frau Kraft |
465 91 02 90156 565 |
465 92 23 | 9156 565 | 8.30-12.30 |
Anwaltsgericht beim Land- und Amtsgericht Mitte
10179, Littenstraße 12-17, Frau Frau Schulz E-Mail: info@anwaltsgericht-berlin.de |
3442037 90232820 |
24639883 | 24639883 9232820 |
8.00-14.00 |
Stand August 2016
Anwaltszimmer? Gibt es hier beim AG zwar auch , aber ständig verschlossen. Dafür kostet es aber auch nichts. ;-)
Alle Achtung. Gerichtssekretariatskaffeklatschmandantenfluchträume. Und das zahlt die Kammer? Wenn ich mal nach Berlin komme, suche ich mir dort einen K-Anwalt und fahre wieder heim? Rufe ich am Tag des Prozesses dort an, gebe den Antrag durch und ein Kollege marschiert los? Ja, das macht alles Sinn, macht es nicht?
Selbstverständlich rufen Sie uns an und wir marschieren für Sie los, nachdem wir über unsere sicheren Kommunikaitonsverbindungen oder per Fax die Unterlagen erhalten und durchgearbeitet haben. Am selben Tag erhalten Sie den Terminsbericht und am nächsten Tag vom Gericht das Protokoll.
Natürlich können Sie auch am Terminstag im Anwaltszimmer anrufen und um Vermittlung eines vertretungsbereiten Kollegen bitten. In Sachen, wo keine Aktenkenntnis erforderlich ist sicherlich ein gangbarer Weg.
Bitte was?! Das ist jetzt aber nicht Dein Ernst, oder?
Interessante Sitten gibt es anderswo. Mir war das anwaltliche Kartellwesen tatsächlich bis gerade unbekannt.
Bizarre Sitten gibt es…
Wobei es sich mir nicht erschließt, warum man die tote Zeit von Gerichtsterminen auch noch künstlich zu verlängern sollte, um mit Kollegen zu tratschen. Klingt doch nach arger Geldverschwendung. Und wenn ein Kollege sich verspätet, brauche ich keine Nachricht von irgendeiner Sekretärin – nach einer Viertelstunde wird das VU beantragt, wenn er nicht bei der Geschäftsstelle des Gerichts seine Verspätung angekündigt hat – dann warte ich selbstverständlich mit Engelsgeduld. Mehr kann niemand verlangen.
Andererseits: hier in Düsseldorf gibt es Lauftermine und Kartelldienst, also sollte ich vielleicht nicht zu laut über derartige folkoristische Riten meckern. Diese Usancen sollen eine Rheinland-spezifische Besonderheit sein, deshalb zur Erklärung:
Popelige Amtsgerichtstermine werden samt und sonders auf 9:00 Uhr terminiert. Vor dem Saal stehen dann gern mal 30 Anwälte. Bei Eintreffen fragt man vernehmlich, wer in der dritten Sache für den Beklagten gekommen sei und stellt sich dann unter Ellbogeneinsatz gemeinsam an. Der Vorsitzende als Ende der Schlange fragt dann, in welcher Sache man da sei – Aufruf rückwärts. Das ist ein Lauftermin – ob das anderswo genauso gehabt wird, weiß ich nicht, aber es kommt mir doch, sagen, wir sehr lokaltypisch vor.
Kartelldienst heißt, dass die Mitglieder des örtlichen Anwaltsvereins reihum die Vertretung von Kollegen übernehmen – und zwar gleich mehreren an einem Tag. Die Kollegen schicken zumeist nicht einmal die Akten, sondern teilen nur mit, welcher Antrag gestellt werden soll. Jüngere Kollegen größerer Kanzleien müssen dabei den Kartelldienst für die Großkopferten übernehmen und schlagen sich so ganze Tage am Abgrund der Anwaltshaftung um die Ohren.
Ich bin nicht im Anwaltsverein. Aus gutem Grund. Rauf, runter, raus.
Ich kann es nur schwer einsehen, das 350.000,- Euro von den Beiträgen aufgewendet werden, damit Kanzleien, die ihre Termine nicht richtig organisieren, in letzter Minute einen Terminsvertreter auf Kosten aller Anwälte bestellen können.
Ich habe als Berufsanfänger ca. 8-10 Termine über das Anwaltszimmer angenommen und dafür insgesamt ca. € 400 umgesetzt. Die Pauschalen, die es für Vertretungen gab, waren 2002 sehr, sehr gering. Mein Gefühl, dass dort gemauschelt wird, hält bis heute an.
Einen Kaffee mit einem Kollegen trinken (und bezahlen, wenn ich gewinnen werde), kann ich auch in den Gerichtskantinen.
Ich wäre dafür, dass diejenigen Anwälte, die subventionierte Vertretungen in Anspruch nehmen, auch für den Aufwand anteilig aufkommen.
Die Frage der Anwaltszimmer wird seit Jahrzehnten auf den Kammerversammlungen diskutiert. Wer sie abschaffen will, muß dafür Mehrheiten schaffen. Meine Stimme haben sie. Mein Beitrag setzt die Existenz der Anwaltszimmer voraus und weist daraufhin, daß man sich dort, ein Gebot der Höflichkeit, zu melden habe. Ich jedenfalls warte dort auf den Kollegen und es ist eine Unhöflichkeit dies zu ignorieren. In Berlin ist es nicht üblich, auf der Geschäftsstelle anzurufen, sondern „auf“ dem Anwaltszimmer, die dortigen Mitarbeiter informieren dann den wartenden Kollegen und das Gericht.
So sind halt die örtlichen Usancen unterschiedlich und ich wollte insbesondere die Berliner Kollegen daraufhinweisen, nachdem die Ausbilder es wohl selbst nicht mehr beherrschen.
Ok, versprochen. Beim nächsten Termin suche ich zunächst das Anwaltzimmer auf und unterbreche die dort tratschenden Damen mit einer höflichen Vorstellung meiner Person und dem Hinweis auf den wahrzunehmenden Termin.
Vielleicht sitzen Sie dort und warten nur auf mich.