Bye, bye – Airbnb
Vermeintlich politisch korrektes Verhalten der Kunden soll durchgesetzt werden.
Da erreicht mich am späten Samstagabend eine Mail, daß sich ab Dienstag die Regeln des Vertrages ändern. Das Airbnb-Community-Bekenntnis.
Wenn ich dem nicht zustimme, kann ich nicht mehr über Airbnb verreisen. Ich will hier nicht über die praktische oder rechtliche Absurdität schreiben oder die interessante Fristsetzung.
Wehret der Anfänge. Morgen ist die Bank nicht mehr bereit, mir ein Konto zur Verfügung zu stellen wenn ich Links-/Rechtsextreme verteidige? Political Correctness war hier auf dem Blog schon öfter das Thema.
Was maßen diese Leute sich eigentlich an, was wollen die von mir?
Du erklärst dich bereit, jeden [1] respektvoll, vorurteilsfrei und unvoreingenommen zu behandeln.
Einen Großteil meines Lebens habe ich damit verbracht, sinnvolle Vorurteile zu entwickeln. Wenn eine Regenwolke auf mich zukommt, ist die Wahrscheinlichkeit recht groß, daß ich naß werde. Wenn ich einen Mann mit Priesterkragen sehe, könnte es tatsächlich ein Priester sein? Wenn mir einer mit einem Hakenkreuz-Tattoo auf der Stirn entgegenkommt, wird es wohl kein Priester sein?
Was soll das für ein Respekt sein, wenn ich den Mann noch nicht kenne? Ich werde auch weiterhin Mütter besonders respektvoll behandeln und dem Enkel-Trick-Betrüger meinen Respekt verweigern. Und selbstverständlich bin ich voreingenommen. Und kann es gar nicht anders sein. Ich kann einem Mann, der Auschwitz überlebte, nicht unvoreingenommen gegenübertreten.
Hat eigentlich irgendeiner derjenigen Idioten, die das verzapft haben, sich jemals mit Psychologie und menschlicher Kommunikation [2] beschäftigt?
Wir haben auch so eine email bekommen.
Was die fordern ist doch schon gesetzlich verankert. Wollen die auf sich aufmerksam machen?
Da gibt es sicher andere Wege.
AIRBNB hat ihren Sitz in Island. Die Gesetze gelten auch für Island.
Wir behandeln jeden Gast respektvoll.
Ich unterzeichne das nicht, sondern kehre diesem Portal den Rücken.
Vermeintlich politisch korrektes Verhalten der Kunden soll durchgesetzt werden.
Nein, eigentlich verpflichten die die Nutzer nur, das AGG (und entsprechende Regelungen andernorts) einzuhalten, wie sich recht deutlich aus der Aufzählung in Fußnote 1 ergibt. Und nun, auch dem Geltungsbereich des AGG dem Rücken kehren? Anlass sind verschiedene Fälle von Diskriminierung in den USA, in denen Vermieter nicht an Schwarze vermietet haben. Dass sich die Plattform da absichern will und dieses Verhalten ausdrücklich als Verstoß gegen die Terms and conditions festschreibt, verwundert kaum (punitive damages!).
So ein Quatsch! Die Bestimmung ist nicht mal entferntest mit den Bestimmungen des AGG deckungsgleich. Das AGG betrifft mich als Reisenden gar nicht. Und ob sich ein Unternehmen gegen Risiken in Simbabwe absichert oder nicht, ist mir völlig egal.
Das ist natürlich eine sehr fundierte sachliche Auseinandersetzung.
Die Motivation, warum die Plattform etwas in seine AGB aufnimmt, ist in der Tat irrelevant (ich schrieb ja auch nur „kaum verwunderlich“, würde aber sogar bis zu „nachvollziehbar und verständlich“ gehen – welches Unternehmen ist nicht bestrebt, Schaden von sich abzuwenden?)
Trotzdem nochmal der Hinweis, dass sich Airbnbs „Antidiskriminierungsrichtlinie“ nicht an den „Reisenden“, sondern den Gastgeber wendet.
Sie untersagt die Ablehnung von Gästen/Implementierung unterschiedlicher Geschäftsbedingungen aufgrund von Rasse, Hautfarbe, ethnischer Herkunft, Nationalität, Religion, sexueller Orientierung, Geschlechtsidentität oder Familienstand, Geschlecht, Körperlicher oder geistiger Beeinträchtigung.
Das ist natürlich etwas gaaaaanz anderes, als das Gesetz, das ausweislich seines § 1 das Benachteiligungen aus Gründen der Rasse oder wegen der ethnischen Herkunft, des Geschlechts, der Religion oder Weltanschauung, einer Behinderung, des Alters oder der sexuellen Identität verhindern und beseitigen soll.
Für das Deutschlandgeschäft ist Airbnb Ireland zuständig. Auch dort gelten die RL 2000/43/EG, 2002/73/EG und 2004/113/EG (in Simbabwe übrigens nicht, aber das tut nichts zur Sache), hierzulande eben umgesetzt durch das AGG. Die verkürzte Darstellung war wohl zu hoch; das bitte ich zu entschuldigen.
Jedenfalls ganz klar nur vermeintlich politische Korrektheit dieses wahnsinnig gewordenen Anbieters. Unbedingt boykottieren!
Nachtrag:
Ich empfinde es als respektlos, geduzt zu werden.
@docmw:
Also in der an mich gesandten Email mit der Überschrift „Das Airbnb-Community-Bekenntnis“ steht u.a.:
„Was passiert, wenn ich dem Bekenntnis nicht zustimme?
Wenn du dem Bekenntnis nicht zustimmst, kannst du nicht als Gastgeber auf Airbnb fungieren oder über Airbnb verreisen. Du hast dann die Möglichkeit, deinen Account zu löschen. Wenn dein Account gelöscht ist, werden gebuchte Aufenthalte storniert. Du kannst die Airbnb-Website dann weiterhin durchstöbern, aber du kannst keine Buchungen mehr durchführen oder Gäste aufnehmen.“
Also so wie ich das verstehe, ist das „Bekenntnis“ auch für den reisenden Nutzer verpflichtend.