Jens Bierschwale und Claudia Ehrenstein haben in der Berliner Morgenpost vom 06.08.2012, in anderen Zeitungen des Springer-Verlages nicht unter Namensnennung und teilweise mit anderem Titel, einen Beitrag veröffentlicht, dem massiv entgegengetreten werden muß.
Drygalla spaltet die Ruderszene
Während die Funktionäre Erklärungen suchen, bestreitet die Rostockerin die Vorwürfe
Diese angebliche political correctness artet immer mehr zum Demokratieproblem aus. Nicht demokratisch legitimierte Verhaltensweisen werden massiv eingefordert, die Adressaten sind deren Protagonisten Hauptdarstellern zumeist hilflos ausgesetzt. Frau Ehrenstein, Herr Bierschwale: Mir ekelt vor Ihnen, und ich habe Angst vor Ihnen und Ihresgleichen. Mehr Angst als vor dem rechten Gesindel und dem Pack nachts in den S-Bahnen Berlins.
Ein paar Proben dieses Gossen-Journalismus (Hervorhebungen durch RA Jede):
Seit dem Wochenende gibt es Hinweise dafür, dass Drygalla mehr ist als die Freundin des NPD-Funktionärs Michael Fischer. Demnach soll sie selbst an Nazi-Demos teilgenommen und rechtspopulistische Internetseiten aufgesucht haben.
Ist Euch Schreiberlingen nicht wenigstens ‚mal ein Grundkurs „Grundgesetz“ verpaßt worden? Haben Sie aus der Geschichte nicht gelernt, wie wichtig das Grundrecht der Versammlungsfreiheit und der Meinungsfreiheit ist und mit Zähnen und Krallen gegen die Mehrheit verteidigt werden muß? Das sind Grundrechte der Minderheiten, die Mehrheit bedarf dieses Schutzes nicht, ihre Meinung und Veranstaltungen werden automatisch durch die Mehrheitsverhältnisse geschützt.
Da soll jemand rechtspopulistische Internetseiten aufgesucht haben. Was ist eine populistische, was eine rechtspopulistische Internetseite? Ich gestehe, ich mache Schlimmeres in den Augen der Mehrheit: Ich lese sogar Bücher. Bücher die verboten waren. Bücher die verbrannt wurden. Bücher die in der Bundesrepublik verboten waren (Mephisto-Urteil des Bundesverfassungsgerichtes läßt sich nur verstehen wenn man das Buch auch gelesen hat).
Es ist so weit:
Die Journalistische Gosse macht dem Bürger Vorschriften, was er nicht lesen darf ohne abgewatscht zu werden.
Wichtige Hinweise hätten von den zuständigen Stellen auch erfolgen müssen, nachdem Drygalla im September 2011 ihren Polizeidienst quittierte. Eigentlich hatte sie dort ideale Voraussetzungen vorgefunden. Zudem wäre auch ihre weitere Berufsplanung nach der aktiven Sportlerkarriere abgesichert gewesen. Drygalla gab all das auf, nachdem ihre Beziehung zu Fischer ruchbar geworden war. Nur aus Liebe? Oder aber, weil sie als Polizistin in der rechten Szene kritisch beäugt wurde? Einträge auf einschlägig bekannten Internetseiten belegen, dass sich andere Rechtsextreme aufregten, wenn Fischer mit der „Polizei-Braut“ bei Treffen erschien.
Man kann in diesem Land seinen Kindern nicht empfehlen politisch aktiv zu werden. Das ist altbekannt. Man muß ihnen aber sogar ausreden, in typischerweise nicht besonders medienwirksamen Sportarten herausragende Leistungen zu erbringen. Nicht in der Familie oder im Freundeskreis müssen sie sich für ihre Freunde rechtfertigen, auch die Journallie glaubt, ein Wörtchen mitreden zu müssen.
Präsident Kaidel forderte auf der DRV-Webseite: „Förderanträge haben wir ausgesetzt, und natürlich muss man von ihr mindestens eine öffentliche Distanzierung von rechtsextremem Gedankengut erwarten. Ob sie dann eine Chance erhalten kann, werden diese Ermittlungen zeigen.“
Nun, so liest sich das am 06.08.2012 09:45 in der Pressemitteilung:
Gestern erhielt der Deutschen Ruderverband (DRV) Erkenntnisse zum privaten Umfeld der Rudererin Nadja Drygalla. Daraufhin gab es ein Gespräch zwischen DRV-Sportdirektor Mario Woldt, DOSB-Generalsekretär Dr. Michael Vesper und der Ruderin. Darin hat Frau Drygalla glaubwürdig bekräftigt, dass sie sich zu den Werten der Olympischen Charta und den in der Präambel der DOSB-Satzung niedergelegten Grundsätzen bekennt; dies ist Grundvoraussetzung für die Mitgliedschaft in der Deutschen Olympiamannschaft und wird nicht zuletzt auch in der von ihr unterzeichneten Athletenvereinbarung festgehalten. Frau Drygalla hat am Ende unseres Gesprächs erklärt, dass sie das Olympische Dorf verlassen wird, um keine Belastung für die Olympiamannschaft entstehen zu lassen. Der Deutsche Ruderverband begrüßt diese Entscheidung.
DRV-Sportdirektor Mario Woldt: „Wir begrüßen den Schritt von Nadja, deren Wettkämpfe beendet sind. Unsere volle Konzentration gilt momentan den sportlichen Entscheidungen, die vor uns liegen.“
DRV-Vorsitzender Siegfried Kaidel: „Wir werden nach den Olympischen Spielen noch im August ein weiteres Gespräch mit Nadja Drygalla führen. Danach werden wir gemeinsam die weitere Vorgehensweise besprechen und natürlich auch kommunizieren.“
Und was sagt die Präambel des Deutschen Olympischen Sportbundes?
(6) Der DOSB bekennt sich zu einem humanistisch geprägten Menschenbild, er dient der Wahrung und Förderung der ethischen Werte im Sport und fördert das bürgerschaftliche Engagement. Er vertritt den Grundsatz religiöser und weltanschaulicher Toleranz sowie parteipolitischer Neutralität. Er tritt rassistischen, verfassungs- und fremdenfeindlichen Bestrebungen entschieden entgegen. Er pflegt die Verbindungen zu den großen gesellschaftlichen Gruppen, Kirchen und politischen Parteien.
Da muß man halt des lieben Friedens willen aus Olympia, für das man jahrelang gearbeitet hat, vorzeitig abreisen. Des Freundes wegen. Nicht, weil man gegen gesetztes Recht verstoßen hat.